Es gibt viele Kleinstbetriebe, wo es nur einen*e Chef*in gibt und vlt. mal Aushilfskräfte, die mit anpacken, wenns etwas mehr zu tun gibt. In so einer Konstellation kommt es vor, dass du ganz alleine im Betrieb zu Gange bist. Entweder ist der/die Chef*in im Büro, auf einer Monatge oder zum Kundengespräch. In dieser Situation passiert es immer wieder, dass Fragen auftauchen und daraus Unsicherheiten entstehen, weil die kurze Antwort um weiterzukommen nicht kommen kann. Auch die Motivation weiter zu arbeiten, obwohl gerade keine "Aufsicht" da ist und die letzte Nacht wieder zu kurz war, kann deutlich nachlassen. So eine Situation kann durchaus belastend sein und nerven. In so einer Lage solltest du dir versuchen ein möglichst angenehmes Arbeitsumfeld zu schaffen. Wenn ihr die Möglichkeit habt, mach dir Musik an, die der/die Chef*in sonst nicht hören möchte, aber die dich etwas motiviert. Du kannst natürlich auch immer mal schauen ob du in der Zeit wo du alleine bist, etwas für dich machen kannst. Oder dir überlegen deine Pause etwas zu verlängern oder erstmal alles fertig zu machen und dann zu chillen. Du kannst auch sagen, dass du, wenn du einen guten Draht zum Chef*in hast, zumindestens die Pausen zusammen verbringt.
Anders ist es, wenn du keinen Anschluss im Betrieb findest. Ihr habt zwar ein Kollegium, aber so richtig bist du nicht mit ihnen auf einer Wellenlänge. Gesprächsversuche laufen ins Lehre und so richtig bekommt ihr keinen Draht zueinander. Auch diese Situation kann sehr belastent sei, und es ist klar, dass die Motivation auch hier deutlich sinkt. Einen Anschluß zu erzwingen wird dir hier auch nichts nützen, vieleicht findest du zu deinen Mitauszubildenen einen besseren Draht und du kannst dich nach Feierabend mit denen noch etwas austauschen. Versuche nicht alles für dich zu behalten, die Arbeitszeit nimmt zuviel Raum in unserem Leben ein, darüber muss man reden.
Jetzt noch mal zum Rechtlichen, als Auszubildender musst du normalerweise in deiner Tätigkeit die ganze Zeit von einem Ausbilder betreut werden. Ehrlich gesagt will das keiner, aber du hast einen rechtlichen Anspruch darauf. Wenn du drauf bestehst, dann musst du mit zum Kunden oder Material holen ob er will oder nicht. Wenn es dich nervt, dass du immer alleine rumhängst und dir nie ausführlich was gezeigt wird, dann wäre § 14 Abs. 1 Nr. 2 des Berufsbildungsgesetzes der Paragraf auf den du bestehen kannst. Wenn er das verweigert kann er auch mit einem Bußgeld belegt werden, dafür musst du dich natürlich beschweren.
Klar ist auch, dass sich keiner von uns den ganzen Tag einen Aufpasser im Nacken wünscht.
"Ein paar Wochen nach Beginn meiner Ausbildung rief mich freitags Abend mein Mitauszubildender im Lehrjahr über mir an. Er meinte, er müsse jeden zweiten Samstag im Betrieb alleine alle Autos putzen und ich solle doch mitmachen. Ich war baff und extrem verunsichert. Ich wollte meinen Kollegen nicht im Stich lassen, sagte meine Verabredung für Samstag ab und putze stattdessen stundenlang Betriebsautos. Am nächsten Montag stellte ich meinen Chef zur Rede. Wir sind alleine im Betrieb (das darf nicht sein) und bekommen keine Überstunden bezahlt. Er hat sich heraus geredet und gemeint, dass hätte sich so eingeschliffen. Ich bin daraufhin Samstags nicht mehr zum Autoputzen gekommen, aber mein Kollege hat sich das weiter angetan. Er hat sich nicht getraut dem Chef zu widersprechen."