Erfahrungen aus einem Kollektiv-Betrieb

Nicht alle Auszubildende sind im weitesten Sinne in normalen Gewinnmaximierenden Unternehmen beschäftigt. Es gibt auch Betriebe die soziales oder ökologisches Handeln über die Gewinnmaxiemierung stellen. Dies kann ein deutlich angenehmeres Klima schaffen, aber auch dazu führen, dass man sich mehr in den Betrieb eingliedern muss. Wir haben eine Person gefragt wie sie seine Ausbildungszeit in einem Kollektivbetrieb wahrgenommen hat:

"Einen Teil meiner Lehrzeit zum Schreiner verbrachte ich in einem Kollektivbetrieb in Süddeutschland. Mit den etablierten Betriebsstrukturen unzufrieden, beschlossen eine handvoll Andersdenkende Anfang der 80erJahre einen Betrieb zu gründen, indem andere Formen des Zusammenarbeitens ausprobiert werden konnten.

Zu Beginn gab es einen Betrieb, der Umzüge erledigte und einen 2. Hand-Laden betrieb. Dazu kamen bald Ablaugerei, Restauration, Schreinerei und Neumöbelverkauf.

In den ersten Jahren war noch jeder und jede in allen Sparten unterwegs, was sich aber mit der Zeit als recht unpraktisch erwies, da es ein hohes Maß an Kommunikation erforderte und schwierig war, am Anfang der Woche zum Beispiel in der Restauration zu arbeiten, die Arbeit für zwei Tage an jemand anderes zu übergeben und dann wieder weiterzumachen. So bildeten sich feste Strukturen, die sich über den Lauf der Zeit zu eigenen Betrieben entwickelten.

Grundsätzlich galt und gilt gleicher Lohn für Gesellen, Meister und Angestellte, Lehrlinge nach Tarif.

Ein wichtiger Punkt für meine Lehrzeit war das Mitspracherecht auf der Wochenversammlung, in der Aufträge besprochen und koordiniert wurden, aber auch Raum für persönliche Anliegen und Konfliktbewältigung war. Es wurde und wird viel Wert auf das zwischenmenschliche gelegt.

Alle drei Monate fand zudem eine Hauptversammlung statt, wo die Bilanzen offengelegt und Zukünftiges geplant wurde.

Im Sinne der Nachhaltigkeit werden dort nur Möbel in Massivholz aus heimischen Hölzern gefertigt, die mit Bio-Ölen behandelt worden.

Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt, da ich vorher in einem Betrieb war, der Spannplattenmöbelproduzierte und das Betriebsklima leider dem üblichen Umgang entsprochen hat bzw. Lehrlinge als billige Arbeitskräfte eingesetzt wurden."

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