Es kommt immer wieder vor, dass Betriebe Auszubildende an andere Betriebe ausleihen. In manchen Fällen ist das sogar nötig, falls dein Betrieb nicht die Möglichkeit hat alle Lehrinhalte vermitteln zu können.
Dann ist es eine tolle Gelegenheit, mal für ein paar Wochen oder Monate in ein anderes Gewerk oder einen anderen Betrieb reinzuschauen. Du kannst dabei extrem viel lernen! Das Ausleihen kann auch in ein Ausbildungszentrum sein, in dem du dann einen Kurs besuchst, der dir die Inhalte vermittelt, die du in deinem Betrieb nicht erlernen kannst. Natürlich sollten sich deine Arbeitskonditionen dabei nicht verschlechtern. Du solltest dafür sorgen, dass du nicht weniger Geld und Urlaub durch den temporären Wechsel bekommst. Verlang Einsicht in alle Details dieses "Transfer". Solltest du in einen Betrieb ausgeliehen werden, der nichts mit deinem Gewerk zu tun hat oder es dient nicht deiner Ausbildung, dann sei gewarnt und schaue dir hier auch alle Details an. Wahrscheinlich profitieren alle davon und pass auf, dass es nicht so läuft, dass dein Betrieb eine ganze Stange Geld für den Ausleih bekommt, du aber keinen Pfennig davon kriegst. Also sieh zu, dass du auch was davon abbekommst. Und sprecht darüber, wie du gegebenenfalls die ganze Geschichte wieder abbrechen kannst. Lass es dir die Vor- und Nachteile eines temporären Austauschs gut durch den Kopf gehen! Wichtig ist, nichts passiert ohne deine Zustimmung. Der Betrieb kann dich nicht dazu zwingen. Entweder, du kannst dem was abgewinnen, dann machst du es, oder es wäre eine Verschlechterung deiner Situation, dann lässt du es sein. Du kannst auch klare Forderungen stellen, was zum Beispiel Arbeitszeiten oder ähnliches angeht. Sollte der Wechsel nicht aufgrund der Erfüllung deiner Lehrinhalte passieren, so musst du dem auch nicht zustimmen, denn alle ausbildungsfremden Tätigkeiten sind kein Muss.
"Jeder Mensch in einer Ausbildung kennt die Sonderaufgaben, die der/die Chef_In für ihre Auszubildenden bereit hält. Ich spreche hier nicht vom reinigen der Werkstatt, der Autos oder sonstigen Materialien oder Maschinen.Hier ist die rede vom ausräumen von Kellerräumen, einreiszen von irgendwelchen Zwischenwänden in der Privatwohnung von ihm/ihr oder der Ausbau von irgendwelchen Garagen.
In meinem Fall ging das ganze noch ein wenig weiter. Bei der Sanierung des Hauses meines Chefs habe ich eng mit seinem Kumpel zusammengearbeitet der eine Dachdeckerei führt. Wir haben zusammen mit einigen seiner Angestellten das Dach neu gerichtet,gedämmt und gedeckt sowie ein neues Carport gebaut. Als diese arbeiten so gut wie abgeschlossen waren kam mein Chef auf mich zu und fragte mich ob ich Lust hätte ein paar Wochen in der Dachdeckerei seines Freundes zu arbeiten, da er sehr viele Aufträge hat und eine helfende Hand gebrauchen könnte.Ich musste nicht lange überlegen, da mich diese Arbeit sehr interessiert hat und ich mit dem Team gut klargekommen bin. Zu dem Zeitpunkt war meine einzige Sorge, das ich noch nie wirklich auf Dächern stand und ich nicht wusste ob ich das kann. Die Tatsache das ich in einem gänzlich anderen Handwerk meine Ausbildung machte hatte mich zu dem Zeitpunkt nicht wirklich gestört. Die Arbeit in der Dachdeckerei hat mir gut gefallen und ich hatte in dem Team auch viel Spasz! Das einzige an was ich mich halten musste, niemals ein Wort in der Berufsschule bzw. in der Handwerkskammer darüber zu verlieren.Es verging Woche um Woche und irgendwie hatte ich bald das Gefühl eine Ausbildung als Dachdecker zu machen. Dieses wurde allerdings immer wieder von der Berufsschule unterbrochen, wo ich dann wieder Dioden- oder Transistorschaltungen berechnet habe. Nach etwa zwei Monaten fragte ich dann meinen eigentlichen Chef, wann ich denn wieder bei ihm, also in meiner eigentlichen Firma arbeiten soll. Ich erhielt keine klare Antwort, wusste aber von meinen Kollegen das die Auftragslage zur Zeit nicht die beste ist und er wahrscheinlich froh ist um jeden den er nicht beschäftigen muss. Um es etwas kürzer zufassen, ich habe ca. ein halbes Jahr in der Dachdeckerei gearbeitet.
Da ich mich im letzten Lehrjahr meiner Ausbildung befand wollte ich nach dieser Zeit wieder in meinen eigentlichen Betrieb zurückkehren, da ich mich nicht nur theoretisch, in der Berufsschule, sondern auch praktisch auf meine anstehende Prüfung vorbereiten wollte. Glücklicherweise führte dieses zu keinem Problem. Ich habe mir in dieser Zeit keine besonderen Gedanke darüber gemacht was da eigentlich passiert ist,denn solch eine lange „Leihe“ von Auszubildenden ist in keiner Form rechtens. Im Nachgang formulierten sich dann allerdings einige Fragen in meinem Kopf. Was wäre passiert wenn ich auf einer Baustelle einen Unfall gehabt hätte? Was wenn die Handwerkskammer etwas davon mit bekommen hätte oder ich meine Prüfung nicht bestanden hätte?"